Unterbrochene Lieferketten, überstürzt ausgerollte Homeoffice-Konzepte, Abstürze oder auch Spitzen bei der Nachfrage - die Corona-Krise wirkt sich ganz unterschiedlich aus. Eines aber zeichnet sich ab: je stärker ein Unternehmen digitalisiert ist, umso leichter kann es negative Folgen abfedern. So konnten zum Beispiel Restaurants leichter auf Lieferservice umstellen, wenn sie über genügend gut gemanagte Kunden- und Lieferantendaten verfügten. Und: Corona wird die Art, wie Menschen arbeiten, ebenso verändern wie ihre Konsumgewohnheiten. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, das Unternehmen nach dem Ansatz Vereinfachen - Transformieren - Digitalisieren umfassend umzugestalten. Dabei steht der Umstieg auf SAP S/4HANA mit auf der Agenda.
Foto: Fujitsu
Zehn Prozent der SAP-Anwenderunternehmen nutzen derzeit laut Investitionsreport 2020 der "Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe" (DSAG) S/4HANA. Weitere neun Prozent wollen in diesem Jahr umsteigen - und weitere 40 Prozent bis 2023. "Es gibt keine Alternative zum digitalen Wandel", kommentiert Ralf Peters von der DSAG die Entwicklung. Aus seiner Praxis kennt Michael Straub, Leiter SAP Business CEE bei Fujitsu, unterschiedliche Motive für den Umstieg. "Oft sind es Wartungsgründe", sagt er. Andere Entscheider betrachten S/4HANA als Enabler für neue Business-Modelle. Straub bringt, wie viele seiner Kollegen, langjährige Erfahrung in der SAP-Beratung mit.
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Die Einzelteile der komplexen Migration
Straub warnt davor, sich vom Datum 2027 täuschen zu lassen. Bis zu diesem Jahr stellt SAP die Mainstream-Wartung für Kernanwendungen der Business Suite 7 bereit. Die Zahl möge suggerieren, dass noch Zeit bleibe - aber "die Märkte lassen den Unternehmen keine Zeit", betont er. Wer die digitale Transformation als Fernziel betrachtet, überlässt dem Wettbewerb den Vortritt.
Die Berater machen die Migration auf S/4HANA greifbarer, indem sie das komplexe Projekt in seine Einzelteile zerlegen. Konkret heißt das Folgendes:
Zunächst setzen sich Experten und Kunde in einem Discovery Workshop zusammen, um zu skizzieren, was das Unternehmen erreichen will. "Dafür sollte man zwei bis drei Tage einplanen", sagt Straub. Ergebnis sollen konkrete Use Cases sein. Daher sitzen - je nach den Zielen des Unternehmens - zum Beispiel der Einkaufsleiter oder der Head of Sales mit am Tisch. "Es geht in diesen Workshops nicht um Technik", betont Straub, "sondern um eine grobe Prozess-Analyse." Daher muss nicht zwingend ein IT-Leiter teilnehmen.
Im nächsten Schritt geht es um die Vorbereitung: Anwendungen, Architektur und Projekte müssen aufeinander abgestimmt sein. Das Unternehmen muss den Grad seiner "SAP-Readiness" bestimmen und alle Applikationen nach dem Motto "simplify" konsolidieren. Sandbox und Rapid Prototyping überprüfen Funktion und Business-Mehrwert. Je nach Ausgangssituation folgt das Ganze einem Greenfield-Ansatz, Brownfield-Ansatz oder einem Misch-Szenario. Danach werden auf Grundlage von Best Practices bestehende Prozesse konvertiert und neue erstellt. Es soll gewährleistet sein, dass der gesamte Code angepasst ist.
Dann erst geht es an die Realisierung, also an Implementierung und Anpassung in kurzen, agilen Zyklen, die Feedback und Validierung einbeziehen. Dieser Schritt beginnt mit einem Business Blueprint und endet mit einem Test. Schließlich wird das System bereitgestellt. Fujitsu führt den Betrieb "an Bord" durch und schult die Mitarbeiter. Dann kann das System ausgeführt werden.
Nicht immer verläuft eine Migration stringent
Nicht in jedem Unternehmen steht die passende IT-Infrastruktur für die Migration bereit. "Wer modernisieren will, entscheidet sich zum Beispiel für ein integriertes IT-System, das die Verwaltung von SAP S/4HANA vereinfacht und automatisiert - wie die Appliance Fujitsu PRIMEFLEX for SAP Landscapes", sagt Straub. Sind nicht genug interne Skills und Kapazitäten für den Betrieb einer S/4HANA-Umgebung verfügbar, kann Fujitsu den kompletten Betrieb von SAP-Umgebungen übernehmen.
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Fragen rund um das Betriebsmodell lassen sich in einem Cloud- und Infrastructure-Workshop klären, den der Kunde dem ganzen Projekt voranstellen kann. Darin werden hybride Szenarien besprochen und evaluiert, welche Workloads im eigenen Rechenzentrum bleiben sollen und welche gegebenenfalls in die Cloud migriert werden.
Aus seiner langjährigen Erfahrung weiß Straub, dass er mit dem Thema S/4HANA zunächst keine offenen Türen einrennt. Die interne Auswertung zeigt aber, dass etwa die Kundenzufriedenheit um ein Fünftel steigen kann und Ausfallzeiten um bis zu einem Zehntel sinken. Unternehmen reduzieren Beschaffungskosten, verbessern Produktionszyklen und straffen die Lieferkette.
Selten verläuft der Prozess einer solchen Migration stringent, das räumt Straub offen ein "Wenn wir den Eindruck haben, dass der Kunde noch sehr am Anfang steht, schlagen wir einen Co-Creation-Workshop in unserem Digital Transformation Center vor", sagt er. Fujitsu hat sein Co-Creating Programm auf Basis jahrzehntelanger Erfahrung in Japan und anderen Ländern entwickelt. Es basiert auf der Zusammenarbeit mit Kunden, dem Austausch von Perspektiven, Ideen und Informationen. Methoden des Design Thinking stellen dabei immer den Menschen in den Mittelpunkt. Denn dass es auf ihn ankommt, das ist auch ein Learning aus Corona.
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