Wer neue Wege gehen will, muss sich zuvor in drei Bereichen eingehend informieren: Was ist der aktuelle Ausgangspunkt, was ist das Ziel und welche Optionen gibt es für den Weg. Das war schon zu Zeiten der großen Entdecker so - und es trifft noch immer auf die vielen Wege zu, die die Firmenchefs heute gehen müssen, um ihr Unternehmen sicher durch die neuen Unwägbarkeiten hindurch zu manövrieren. Und damals wie heute gilt: Je präziser die verfügbaren Informationen sind, umso so sicherer und einfacher wird die Reise.
Andere Branchen schließen auf
Eine der größten Reisen, die heute von den Unternehmen zu bewältigen ist, ist die Digitalisierung. Und zwar nicht nur die eins-zu-eins Konvertierung analoger Geschäftsabläufe, sondern vor allem der Aufbau neuer, digitaler Geschäftsmodelle. Viel wurde in den vergangenen Jahren zu diesem Thema geschrieben und gesprochen, und auch die Politik nimmt sich immer stärker dieser Thematik an. So gibt es inzwischen alljährlich einen Digitalgipfel der Bundesregierung, der unter der Federführung des BMWi veranstaltet wird. Erstmals hat das Ministerium soeben einen "Digitalisierungsindex" herausgegeben, der aufzeigt, wie digital die deutsche Wirtschaft bereits aufgestellt ist.
Da dieser Index zum ersten Mal ermittelt wurde, lassen sich noch keine Trends erkennen. Aber es gibt Vergleiche zwischen den Branchen, den Unternehmensgrößen und den Regionen. Kein Wunder ist es, dass die IT- und TK-Industrien mit einem Wert von 273 bei der Digitalisierung am weitesten fortgeschritten sind.
Mit 193 Punkten folgt der Fahrzeugbau; Elektrotechnik, Maschinenbau und der Dienstleitungsbereich liegen auf den Plätzen drei und vier. Die Schlusslichter sind das verarbeitende Gewerbe und der Tourismus. "Bei den Betriebsgrößen weisen Großunternehmen mit mehr als 249 Beschäftigte einen deutlich höheren Digitalisierungsgrad auf, wogegen mittelständische und kleinere Unternehmen das größte 'Digitalisierungspotenzial' aufweisen", heißt es in dem Report.
Diese Unterschiede zeigen sehr deutlich, dass man das Thema Digitalisierung sehr differenziert betrachten muss. Das trifft auch auf die jeweiligen Geschäftsvorzüge zu, die von Branche zu Branche und von Unternehmensgröße zu Unternehmensgröße stark differieren. Bei Siemens Gamesa Renewable Energy ist beispielsweise ein wesentliches Element der Digitalisierung eine KI-basierte Lösung zur Qualitätssicherung der Rotorblätter bei Windturbinen. Damit konnten die Inspektionszeiten um bis zu 80 Prozent verkürzt werden.
Eine herausragende Position nehmen Prognosemodelle ein. Beim Fahrzeug kann die Kundenzufriedenheit durch eine vorausschauende Wartung verbessert werden, im Vertrieb kommen immer mehr Bedarfsprognosen zum Einsatz, in der Finanzierung geht es um eine Verbesserung des Ausfallrisikos und in der Produktion sorgen immer komplexere Analytics in Verbindung mit KI und ML für eine bessere Qualität, geringere Kosten und weniger Standzeiten.
Datengesteuerte Transformation
Die Siemens-Lösung wurde zusammen mit Fujitsu entwickelt, das die Wirtschaft sehr umfangreich auf der Digitalisierungs-Reise unterstützt. So hat Fujitsu zusammen mit den Analysten von Freeform Dynamics einen umfangreichen Bericht erstellt, in dem es um das wesentliche Element der Digitalisierung geht: Der Nutzung von Daten. Denn nur mit einer intelligenten und zielgerichteten Datennutzung können die Unternehmen in Zukunft agiler agieren, können bessere Entscheidungen schneller treffen und neue markt- und kundenspezifische Angebote entwickeln. "Data Driven Transformation" (DDTS) nennen sie diesen Prozess. "Der Erfolg von Unternehmen ist heute von Daten abhängig, die an verschiedenen Orten (Edge, Core, Cloud) gespeichert sind. Folglich ist es für die Verantwortlichen eine große Herausforderung, die Kontrolle zu behalten, den Schutz und die Sicherung der Daten zu gewährleisten und gleichzeitig ihren geschäftlichen Nutzen zu maximieren", heißt es in dem Bericht, der auf der Befragung von 400 Unternehmen basiert. Er adressiert die wichtigen Bereiche Kultur, Denkweisen, User-Erfahrungen und Datenmanagement sowie Systeme und Infrastruktur.
Foto: Freeform Dynamics
Die Analysten sehen im Zentrum der Digitalisierung ein "datengesteuertes Business", das sie folgendermaßen definieren:
"Ein datengesteuertes Business nutzt seine Daten und Analyse-Tools auf jeder Ebene, um damit sowohl strategische, als auch operationelle Vorteile zu gewinnen. In einem datengesteuerten Business werden alle Daten wie ein wichtiges Anlagevermögen behandelt und geschützt. Modernste Tools und Technologien kommen zum Einsatz, um Daten und Analytics zum festen Bestandteil alle Aktivitäten zu machen - von der Strategie und Planung beim Vorstand bis hinunter zu den Entscheidungen an der vordersten Unternehmensfront, wo mit Kunden, Partnern und Lieferanten interagiert wird."
Big-Data-Hype: Schlagworte helfen nicht weiter
Dabei ist den Analysten durchaus bewusst, dass in den vergangenen Jahren die Wortwahl bei Big-Data, den Datenproblemen und der Datenauswertung sehr inflationär war: "Daten-Berge", Daten-Explosion", "Daten-Tsunami" sowie "Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts" sind nur einige der überstrapazierten Schlagworte. Diese Worthülsen haben der Sache - nämlich der smarten Nutzung der verfügbaren Datenschätze - ziemlich geschadet, denn die Realität sah in vielen Unternehmen anders aus: Die täglichen, wöchentlichen oder monatlichen BI-Reports waren nicht nur schwierig zu erstellen, sondern waren zunehmend schon veraltetet, lange bevor sie auf den Tischen der Entscheidungsträger angekommen waren. Doch die Welt hat sich gewandelt. Die heutigen Analytics haben nur noch den Namen mit ihren Anfängen aus den 80er-Jahren gemein. Außerdem gehören heute zur effizienten Datennutzung nicht nur Tools und Programme, sondern auch eine spezielle Unternehmenskultur und ein entsprechendes Mindset.
In dem Free-Form-Dynamics-Bericht werden die Firmen in vier Digitalisierungs-Kategorien unterteilt:
Datenschwach
Datennutzend
Daten-Empowered
Datengesteuert
Jeweils rund 46 Prozent der befragten Unternehmen sehen sich in der zweiten und dritten Kategorie. Nur 3,5 Prozent entfallen auf die erste und weitere 4,8 Prozent auf die vierte Kategorie.
Foto: Freeform Dynamics
Der erste Schritt: Die eigene Standortbestimmung
Um auf den Anfang dieses Artikels zurückzukommen: Jede Reise beginnt mit einer Standortbestimmung. Deshalb hat Fujitsu einen Online-Test entwickelt, mit dem sich jedes Unternehmen selbst prüfen kann, wie weit es bereits auf dieser Reise vorangekommen ist und was die nächsten Schritte sein sollten. Auch was die anschließenden "Navigationshilfen" angeht, ist das IT-Unternehmen die richtige Adresse - als erprobter Partner, der auf viele Referenzprojekte in der ganzen Welt verweisen kann.